Archiviert, Kriege

Kriegsrelikte im Wilden Kaiser

Veröffentlicht am

24. November 2017

von

Sabina Moser

Obwohl das Kaisergebirge selbst in den zwei Weltkriegen kein direkter Schauplatz von Kriegshandlungen war, wenn man von ein paar Bombenabwürfen über dem Gebiet im zweiten Weltkrieg absieht, die vermutlich dazu dienten, Ballast abzuwerfen, so wurden doch immer wieder versprengte Flakpatronen und Granatsplitter rund um die Gruttenhütte gefunden.

Als der Ellmauer Waldaufseher Georg Berger vor etwa zehn Jahren beim Abstieg von der Ellmauer Halt zusammen mit einem Kollegen den Weg über die Rote Rinne wählte, stießen sie im Geröll auf Metallteile, die sich bei genauerer Betrachtung als Reste von Granaten herausstellten. Von drei solchen Geschoßen nahmen sie die geflügelten Eisenkörper mit und reinigten sie, dazu Gewindeteile mit teils noch intakter Kaliberbezeichnung, und auf einem Splitter kann man in der Vergrößerung noch einen kleinen Adler mit eingraviertem Hakenkreuz erkennen.

Laut Georg Berger sind die Granaten wohl zu Übungszwecken von der Gruttenhütte aus, wo sich eine in St. Johann stationierte Sanitätseinheit der Gebirgsjäger zeitweise aufhielt, in Richtung Felswand abgefeuert worden. Ein Feind wurde da oben sicher nicht bekämpft.

Schon lange vor ihm traf der Scheffauer Hans Eisenmann, der über 40 Jahre lang die Gruttenhütte bewirtschaftete, auf noch gefährlichere, weil intakte Kriegsmunition. Im Kriegswinter 1944 machte er sich auf den Weg zur Hütte, um den Eiskeller für den Sommer einzuschaufeln. Dieser Eiskeller, der im sogenannten Dornhaus stationiert war, ist übrigens erst heuer, im Sommer 2017, beim Umbau abgerissen worden. Doch plötzlich entdeckte er im Wald einige große Flakpatronen, die auf dem Schnee gelandet und wohl deshalb nicht explodiert waren. Sicherheitshalber machte er an diesem Tag kehrt und stapfte zurück ins Tal.

Auch nach Kriegsende stieß er im Sommer, wenn er im Gelände bei seinen Kühen und Schafen unterwegs war, noch manchmal auf solche Patronen, die wohl durch das Kar heruntergerollt waren, und vergrub sie unter Steinen, vor allem damit die Kühe nicht darauf treten.
Seitdem wurden im Kaisergebirge weitere ähnliche Relikte gefunden, fachmännisch entsorgt und entschärft. Sollte einem jedoch selbst beim Wandern eine derartige Patrone unterkommen, ist dringend empfohlen, die Finger davon zu lassen und bei der jeweiligen Gemeinde Meldung zu machen.

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