Kriege

Valentin Sojer – ein Heimkehrer

Veröffentlicht am

6. Februar 2020

von

Sabina Moser

Jetzt sind sie nur noch zu Zweit, die letzten „Heimkehrer“ des Zweiten Weltkriegs in Ellmau. Nachdem der langjährige Obmann des Vereins, Ludwig Widauer, im vergangenen Herbst kurz vor seinem 95. Geburtstag gestorben ist, bleiben noch der 98-jährige „Witzl Mich“ Michael Thaler und der 92-jährige Valentin „Voita“ Sojer übrig von den einst über 50 Veteranen dieses Krieges.

Als Voita mit dem Ellmauer Bürgermeister Klaus Manzl bei einem Seiterl über diesen aufgrund natürlich scheidender Mitglieder schon lange aufgelösten Verein reminisziert, lässt er gleich mit der Kuriosität aufhorchen, dass er selbst nie aktiv am Krieg teilnahm.
„Als ich 1944 mit 16 Jahren zur Wehrertüchtigungsprüfung am Achensee einberufen wurde, hat man mich als körperlich zu klein fürs Militär abgelehnt, dafür konnte ich dort meinen ersten Führerschein machen. Im Februar 1945 wurde ich dann nach Innsbruck zum Rex-Arbeitsdienst eingezogen, aber wie sie mich schließlich doch zum Waffendienst überstellt haben, war der Krieg vorbei!“
Ebenfalls bemerkenswert ist, dass er dann erst fünfzig Jahre später zu den Ellmauern Heimkehrern stieß, als deren Fähnrich Siegfried Spitzer altersbedingt die Fahne nicht mehr tragen konnte. Da fragte Obmann Ludwig Widauer seinen ehemaligen Mitschüler Voita aus dem Klassenzimmer der Ellmauer Volksschule, ob er als Fähnrich übernehmen würde. Valentin, der lange bei der Musikkapelle das Bassflügelhorn gespielt hatte und das just zu dem Zeitpunkt aufgrund von Zahnproblemen aufgeben musste, wechselte also zu den Heimkehrern, deren Fahne er dann zwanzig Jahre trug, wenn der Verein ausrückte.
Es gab auch lange die Vereinbarung, dass immer, wenn ein Heimkehrer endgültig heimkehrte, die Ellmauer Musikkapelle zu dessen Begräbnis ausrückte und umgekehrt die Heimkehrer einem verstorbenen Musikanten bei der Beerdigung mit der Fahne die letzte Ehre erwiesen. „Als einer der Jüngsten und damit belastbarer war ich auch oft eingeteilt als Sargbegleiter“, erinnert sich Voita schmunzelnd.
Schon im fortgeschrittenen Alter unternahmen die Heimkehrer noch einige Ausflüge, wie zum Veteranenkreuz auf den Rauen Kopf.
Nachdem es lange schon keine Treffen mit den Kameraden mehr gibt, hält sich Voita Sojer auch im hohen Alter immer noch fit mit wöchentlichem Luftgewehrschießen, Kegeln und Stockschießen. Und genießt den Lebensabend im Kreis seiner sechs Kinder und deren Familien.

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