Archiviert, Gemeinde

Ellmauer Jungbürgerfeier

Veröffentlicht am

24. November 2017

von

Sabina Moser

von Philipp Treichl
Mehr als nur „gratis feiern auf Gemeindekosten“!  Jugendliche, die ausgelassen den Eintritt ins Erwachsenenalter feiern und dabei von ihrer Gemeinschaft getragen und zelebriert werden – egal ob bei den Mara-Massai in Afrika, im Judentum durch die Bar/Bat Mitzwa oder bei nordamerikanischen Indianerstämmen, der Eintritt in eine Gemeinschaft stärkt das „Wir-Gefühl“ und verdeutlicht gleichzeitig, dass es alleine nicht geht. Auch in vielen Gemeinden Tirols wird für Jugendliche nach Jahrgängen zusammengefasst alle 2-3 Jahre eine eigene kleine Feier mit Gottesdienst und Festessen veranstaltet. So auch heuer in Ellmau, wo unter dem Motto „eini ins Leben“ – hinein ins Leben, zahlreiche Jugendliche ihren Eintritt in die Gesellschaft feierten.

Samstag, später Nachmittag. Erster Programmpunkt: Kirchen geh’n. Klingt normalerweise nicht nach dem üblichen Ablauf eines typischen Samstags eines 16-18-jährigen Teenagers, selbst im immer noch sehr katholisch geprägten Tirol. Doch bei vielen jungen Burschen und Mädeln stellt dieser besondere Tag, der gemäß der Tradition mit dem Segen Gottes im Kirchenschiff beginnt, den Eintritt ins Gemeindeleben dar. Und auch wenn in der säkularisierten Zeit nicht mehr viele Jugendliche an den Beistand von oben glauben möchten – geschadet hat’s bisher sicherlich noch keinem.

Nach Gotteslob und Halleluja stärken sich die Jungbürger auf der Wochenbrunner Alm zuerst mit Schnitzel oder Burger, bevor sie aus den Händen des Bürgermeisters das „Tirol-Buch“ empfangen, ein Werk über die lebendige und mitunter sehr spannende Geschichte unseres Landes. Bevor sie jedoch das Werk in Händen halten, werden von der Gemeindeleitung kurze Reden gehalten. Statt der oft üblichen Standartfloskeln – „ihr seid die Zukunft, haltet die Umwelt sauber“, versteht es unser Bürgermeister Klaus Manzl, auf die aktuellen Gedanken der Jugend einzugehen und besitzt dazu die Gabe, selbst politisch uninteressierten Jugendlichen eine Botschaft rüberzubringen. Seine heurige Rede handelte vom Weg vom „jung sein“ ins Erwachsenenleben. Dass dieser oft steinig ist und voller Hindernisse, wie eine Wanderung vom Tal bis zur Gruttenhütte. Dass man dabei, wie beim Bergsteigen, Partner, Freunde, Seilschaften braucht, die einen halten und die Richtung vorgeben können. Und dass man dabei trotz noch so guter Bergkameraden immer mit einem wachsamen Auge für die Bedürfnisse aller agieren muss, machen selbst der Generation Youtube und Facebook klar, dass sich nicht alles nur vorm Flimmerkasten oder dem Computer im Scheckkartenformat abspielt. Und auch die Feierlustigen kommen bei solchen Feiern nicht zu kurz – denn meistens endet solch eine Veranstaltung nicht um Punkt 22 Uhr, sondern dauert bis früh in die Morgenstunden und dabei wird so manches Flascherl geleert.

Die Werte der Gemeinschaft auch weiterhin jungen, ins Leben startenden Ellmauern mitzugeben und sie selbst dabei in den Mittelpunkt zu stellen, ist einer der tollsten Gründe für eine Jungbürgerfeier. Auch wenn viele in diesem Alter denken mögen, dass ein Zusammenkommen in Lederhosen und Dirndl bei kalten Temperaturen (heuer sogar romantisch bei leichtem Schneefall) auf jedem Zeltfest möglich ist, so gilt doch, dass viele ihre Jungbürgerfeier als einen zentralen Schritt in die Welt der „Großen und der Verantwortung“ sehen und man Jahre später, sollte man seine Chance dazu nicht genutzt haben, vielleicht ein solches Ritual vermisst.

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