Früher stand unterhalb des Hofes Oberachen eine gemauerte Kapelle an der Straße, daneben ein Bildstock mit dem Hl. Christophorus und dem Jesuskind. Da die alte Kapelle in den 1960er Jahren dem Bau der Tankstelle an der Bundesstraße weichen musste, wurde sie abgerissen und der Christophorus wanderte hinauf zum Hof. 2011 wurde der Oberachner Bauer Martin Stöckl von einem Stier angegriffen und lebensgefährlich verletzt. Zum Dank für seine Genesung baute die Familie eine neue Kapelle und die Christophorus-Statue fand neben ihr einen würdigen Platz.
Im Ellmauer Ortsteil Oberachen befindet sich neben dem Bauernhaus Oberachen der Familie von Martin Stöckl seit einigen Jahren eine besonders schmucke Holzkapelle, mit deren Bau eine dramatische Geschichte verbunden ist. Ältere Ellmauer erinnern sich noch an die ursprüngliche Oberachen Kapelle unten an der Straße, bei der am 29.9.1904 auch ein Kreuzweg eingesetzt wurde. Doch mit dem Ausbau der Bundesstraße musste die Kapelle der Errichtung einer Tankstelle weichen. Der unweit davon neben einem Brunnentrog stehende geschnitzte Hl. Christophorus mit Jesuskind war ebenfalls „im Weg“ und fand beim Oberachenhof Unterschlupf.
Im März 2011 brachte der Bauer Martin Stöckl, damals 72 Jahre alt, seinen zweijährigen Stier zur Besamung einer Kuh. Nach vollzogener Deckung geht der Stier sonst von selbst zur Putzmaschine, erzählt Barbara Stöckl, die Bäuerin, doch diesmal griff er den Bauern ohne Vorwarnung frontal an und stieß ihn brutal gegen die Stallwand, bevor er Anlauf zum nächsten Angriff nahm. Martin Stöckl verlor bei der Attacke das Bewusstsein, während der ihn der rasende Stier wie ein Bündel quer durch den Stall warf. Da die Stalltüre offen war, flohen die Kühe hinaus auf die Weide, worüber sich Barbara Stöckl wunderte, als sie aus dem Fenster ihrer Küche sah und rief ihren Mann. Statt einer Antwort ging sie selbst im Stall nach dem Rechten schauen und geriet mitten in den Kampf. Martin Stöckl hatte schwerverletzt das Bewusstsein wiedererlangt und sich liegend in die Kälberbox geschleift, doch seine Beine ragten noch hervor, sein Stiefel lag irgendwo im Stroh. Barbara sah dies alles, als der Stier nun sie gegen ein Eisengitter drückte und bereits zum nächsten Stoß ausholte. Da schaffte es die zierliche Frau, sich zwischen den Stäben hindurchzudrücken. Dafür wurde der Bauer noch einmal Ziel eines wütenden Angriffs auf seine Beine und Hüfte.
Die unerschrockene Barbara Stöckl konnte einige Kühe vor sich hertreiben und so gelang es ihr sogar, den wilden Stier zu überlisten und in eine Box zu jagen, wo sie ihn am Nasenring anschirrte. Dann schrie sie nach ihren Töchtern, die die Rettung riefen.
Martin Stöckl wurde mit dem Hubschrauber in die Klinik nach Innsbruck geflogen, wo man ihn in künstlichen Tiefschlaf versetzte. Der Stier hatte ihm fast alle Rippen gebrochen, dazu kamen zwei gebrochene Wirbel, doppelter Beckenbruch sowie schwere Brüche am Oberschenkel, Arm und Kiefer. Seine Leber hatte einen langen Riss und die Lunge war gequetscht. Barbara Stöckl fuhr jeden Tag nach Innsbruck zu ihrem Mann und betete inbrünstig für seine Genesung. Damals schwor sie auch, dass sie am Hof eine Kapelle errichten würde, wenn Martin wieder heimkäme. Die Ärzte bewunderten ihren Optimismus, denn eine Weile sah es für den Ellmauer Bauern gar nicht gut aus, auch weil er sich zu allen schweren Verletzungen noch zwei Krankenhauskeime eingefangen hatte. Doch Martin Stöckl hat nicht nur überlebt, sondern mit der unerschütterlichen Unterstützung seiner Frau und Familie hat er es auch geschafft, wieder aus dem Rollstuhl aufzustehen und mit Eisenplatten im Rücken zu gehen. Als er nach der Kur in Bad Häring im November 2011 endlich wieder heim auf seinen Hof Oberachen kam, war sein größter Wunsch, wieder am Melkstand arbeiten zu können, was ihm mit seinem starken Willen auch bald wieder gelang. Den Stier hat er vom Söller Metzger Peter Obermoser, dem Nieringer und seinem Sohn, abholen lassen. Die hatten selbst große Angst vor dem Tier. Der ganze Anhänger hat gebebt, weil das Viech darin wieder so getobt hat.
Barbara Stöckl hat Wort gehalten und eine neue Kapelle, diesmal aus hellem Holz, gegenüber vom Bauernhaus bauen lassen. Ihr eigener Bruder Fritz, ein Zimmerer aus dem Zillertal, hat sie mit Unterstützung der ganzen Familie liebevoll errichtet und gestaltet. Eigentlich wollte Inge, eine der Stöckl-Töchter, darin heiraten, doch da schlug das Schicksal ein weiteres Mal unbarmherzig zu. Sie starb mit nur 38 Jahren 2015 an Krebs und so hat die Familie Stöckl die Kapelle ein Jahr darauf an Inges Todestag am 8. Mai 2016 eingeweiht. Die hölzerne Statue des Hl. Christophorus mit dem Jesuskind auf seinen Schultern steht als kraftvolle Wache neben der Hofkapelle und hat hier auch einen guten neuen Platz gefunden.