Dorfgeschehen

Metzgerei Landmann – Tochter Maria Seywald erinnert sich

Veröffentlicht am

3. März 2020

von

Sabina Moser

Anlässlich des Abrisses des alten Metzgerhauses im Ellmauer Dorfzentrum berichtete die Ellmauer Zeitung im Oktober 2019 von dem Fund, der dabei zutage kam: eine kleine Blechdose mit einem Brief des Erbauers und Besitzers des Hauses, Ulrich Landmann, den er zur Firstfeier 1948 schrieb und zusammen mit einem 5 Schilling-Schein und ein paar Geldmünzen im First hinterlegte. Nun übergibt seine Tochter Maria Seywald diese Fundstücke, darunter Schillingmünzen von 1947 und einige Pfennigmünzen noch aus Kriegszeiten mit dem Hakenkreuz darauf, die in einer Blechkonserve verwahrt waren, wie sie der Metzger selbst für Dosenfleisch verwendete, an die Chronik Ellmau und hat noch einen weiteren Schatz parat.
Nämlich das von ihrem Vater handgeschriebene Rezeptbuch für Wurst- und Fleischwaren, großteils noch in Kurrentschrift, mit Tabellen für Gewürzmengen und farbigen Querschnitt-Zeichnungen von besonderen Würsten, die Ellmauers erster Metzger zu Weihnachten aus rotem Fleisch, weißem Speck und schwarzer Grützwurst aufwendig einlegte, die jedoch von den Ellmauern trotz oder vielleicht wegen ihrer kunstvollen Muster gar nicht so sehr gewürdigt wurden, wie die Tochter lachend erzählt. „Die haben gesagt: Na, der Landmann, jetzt macht er schon Würscht‘ mit am Norweger Muster!“

Dieses Heft, das der Metzgermeister von 1934 bis 1952 führte und das mit seinen genauen Angaben zur Herstellung von Leberpasteten über Bayerische Bierwurst bis zu mehrseitigen Abhandlungen, wie man etwa einen zarten Schinken erzielt, nicht nur für heutige Wurstverarbeiter interessante Informationen enthält, vertraut Maria Seywald ebenfalls der Dorfchronik an. Dieses einzigartige Dokument wird zusammen mit den anderen Fundstücken ab Ende Mai in den neuen Chronikräumen im Riedhaus ausgestellt und kann dort eingesehen werden.
Es überrascht jedenfalls nicht, dass Ulrich Landmann (1911 – 1968) so ein kundiger Fleischhauer war, schließlich hatte der Bauernsohn aus Oberndorf bei der renommierten Innsbrucker Metzgerei Zach gelernt. Auf seiner nächsten Station in Reutte lernte er seine Frau Paula Scheidle kennen und als der Metzger Alois Huber aus St. Johann in Ellmau den späteren „Metzgerbauer“-Hof kaufte, pachtete Ulrich Landmann ihn im Juni 1939 und eröffnete dort seine erste Metzgerei. Doch schon im Jänner 1940 musste er einrücken und kehrte erst im Mai 1945 wieder nach Ellmau zurück. Maria, die im Juni 1940 geboren wurde, lernte ihren Vater erst nach Kriegsende kennen. Als der Hof dann verkauft wurde und auch die Familie dort ausziehen musste, kaufte der Metzger Landmann den Grund im Dorf vom Danzerbauer Michael Sojer, konnte aber, wie er in dem Brief zur Firstbaumfeier schreibt, erst 1948 bauen und etwa 1950 wurde die neue Metzgerei dann eröffnet.

Ulrich Landmann war auch Obmann des Trachtenvereins und Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr, wie das Foto von 1950 zeigt, wo er hinter Maria bei der Fahnenweihe steht. Tragisch verunglückte der in Ellmau beliebte Metzger im Alter von 57 Jahren tödlich bei einem Autounfall in Söll und auch Sohn Uli, der sein Geselle war, kam drei Jahre später bei einem Stromunfall ums Leben. So wurde die Metzgerei Anfang der 1970er Jahre an den Metzger Jakob Leitner aus der Au verkauft. Maria hat bis zu Ihrer Heirat mit dem Ellmauer Alois Seywald, der Fahrer beim „Bot“ Georg Niedermühlbichler war, im elterlichen Betrieb vom Därmeputzen bis zum Verkauf überall mitgearbeitet.

 

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